Geführt mit Marc Schultheis, 1. Vorsitzender der TGM

Nach einer einschneidenden Jahreshauptversammlung im Nov. letzten Jahres sowie einem ereignisreichen Jahresbeginn, unterhalten wir uns mit Marc Schultheis, dem 1. Vorsitzenden der Turngemeinde Budenheim über die Energiekrise, Sport und die Zukunft der TGM.

Lieber Marc, schön, dass du dich wieder unseren Fragen stellst. Starten wir mit einer allgemeinen Frage: Wie geht es der Turngemeinde zum heutigen Zeitpunkt?

Danke der Nachfrage, die Antwort ist glücklicherweise schnell gegeben: Uns geht es gut! Nach Corona können wir uns wieder über einen Mitgliederhöchststand seit 2016 freuen und auch die in der letzten Jahreshauptversammlung beschlossenen Energieeinsparungsmaßnahmen zeigen deutliche Wirkung. Auch wenn wir etwas ängstlich auf die unfassbar stark angestiegenen Energiekosten schauen, würde ich im Moment ein positives Resümee ziehen.

Du erwähntest einen Mitgliederhöchststand seit 2016. Wie viele Mitglieder hat die TGM aktuell?

Im Moment zählen wir knapp über 1.000 Mitglieder. Das macht uns mächtig stolz. Auch die steigende Tendenz zeigt uns, dass wir interessante und gefragte Sportangebote bieten. Unser Ziel ist, dieses Jahr die 1.100 Mitglieder zu erreichen.

Ihr hattet im November letzten Jahres eine Mitgliederversammlung mit wichtigen Entscheidungen zur Energieeinsparung. Kannst du uns etwas zu diesen Entscheidungen und deren Hintergründe sagen?

2021 haben wir das TGM Green-Team gegründet, welches sich mit seinem Denken und seinen Aktionen dem Klimaschutz verschrieben hat. So wurde nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine schnell auch über eine mögliche Energiekrise gesprochen, was natürlich auch uns dazu zwang über unseren Energieverbrauch nachzudenken. Wir haben dann zwei Workshops mit Mitgliederbeteiligung durchgeführt, die sich Verbrauch und zu erwartende Kostensteigerungen anschauten und Prognosen erstellten. Mit diesen Prognosen sind wir dann in die Jahreshauptversammlung gegangen und haben hier drei verschiedene Szenarien vorgestellt, wie wir dieser Krise entgegnen wollen. Nach einer Untersuchung des Duschverhaltens unserer Mitglieder kam heraus, dass wir die gesamte Woche heißes Duschwasser für ca. 25 Mitglieder vorhalten. Dem entgegen stand eine Berechnung, dass wir durch das Abschalten des Heißwassers und eine Reduzierung der Hallentemperatur auf 18 Grad eine Einsparung von ca. 25% zu erwarten hatten.

Wie wurde die Entscheidungen von den Mitgliedern aufgenommen?

Im Großen und Ganzen wurde die Entscheidung mit viel Zustimmung aufgenommen. Auch wenn die Entscheidung in der Mitgliederversammlung nur sehr knapp für dieses Model ausgefallen ist, haben wir im Anschluss an die Mitgliederversammlung viele positive Rückmeldungen erhalten.

Schließen wir diesen Bereich ab und widmen uns dem Sport. Was ist aus sportlicher Sicht eure Zielsetzung bzw. die nächsten Schritte?

Sportlich haben wir uns für dieses Jahr viel vorgenommen. Mit der Einstellung von Betty Ewig, unserer Vereinsmanagerin, im letzten Jahr ist viel Bewegung in unseren Verein gekommen. Unser Ziel ist ein noch breiteres Angebot in unseren Verein zu bringen. Wir wollen die erste sportliche Anlaufstelle in Budenheim werden. Dafür haben wir nun mit Mark Federowski noch einen zusätzlichen Teilzeit-Sportwissenschaftler eingestellt. Mit Mark werden wir weitere Angebote für Jugendliche anbieten und verstärkt in den Reha-Sport einsteigen. Außerdem haben wir einige neue Angebote in Planung. So wird es wieder ein Parkour-Angebot für Jugendliche geben und die kürzlich gestarteten Angebote „Taekwondo für Erwachsene und Kinder“ in Kooperation mit dem Taekwondo-Center in Ingelheim und das hoch intensive Ganzkörpertraining mit Petra.

Das ist interessant. Bisher seid ihr im Bereich des Jugendsports nicht so stark vertreten, soll sich das mit den kommenden Angeboten ändern?

Diese Frage kann ich mit einem klaren JA beantworten. Wir haben unsere Kinder sehr früh im Verein, ziehen sie sportlich groß und können ihnen dann ab 12 Jahren keine großen Alternativen bieten, wodurch wir viele Jugendliche verlieren. Die meisten kommen einige Jahre später für unsere Fitnessangebote wieder in den Verein zurück, doch die Zeit dazwischen haben wir verloren. Das wollen wir ändern und mit gezielten Angeboten Anreize schaffen, die Jugendlichen im Verein zu halten.


Lass uns noch kurz über das ehrenamtliche Engagement in der TGM sprechen. Man hört immer wieder über die schwindende Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren. Wie ist das bei euch?

Ja, das ist richtig. Wobei man es aus einer anderen Richtung betrachten muss. Die Anforderungen, auch an einen ehrenamtlich geführten Verein, steigen jedes Jahr und wir bekommen durch die Bürokratie immer größere Steine in den Weg gelegt, so dass der bestehende Stamm an ehrenamtliche Helfer immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird. Wir haben eine große Basis an ehrenamtlichen Helfer, die einen unglaublich guten Job machen. Ohne deren Hilfe wären wir komplett aufgeschmissen.

Natürlich suchen wir aber auch immer wieder nach neuen, frischen Kräften, die einen neuen Blickwinkel auf die Dinge eröffnen und helfen die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen.

Immer schwieriger wird es aber, Leute zu finden, die Verantwortung übernehmen, Dinge in die Hand zu nehmen und Projekte eigenständig durchzuführen. Hier bleibt die Arbeit momentan an einer sehr kleinen Zahl an Ehrenamtlern hängen, die wir dringend vergrößern müssen.

Dafür viel Erfolg. Vielen Dank für das Interview.